Tieferlegen/Sportfahwerk so wird´s optimal

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Driverman31
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Tieferlegen/Sportfahwerk so wird´s optimal

Beitrag von Driverman31 »

Zum Thema Tieferlegen und Fahrwerk wurde ja schon viel geschrieben. Dennoch scheint noch immer nicht jedem klar zu sein (was man an immer wiederkehrenden Fragen sieht), wie tief man mit Seriendämpfern gehen kann, was Rebound ist, warum Sportstoßdämpfer nötig sind, warum sich ein Auto mit Sportfedern und Seriendämpfern komisch fährt....
Die folgenden Ausführungen sind für Leute, die kein Gewindefahrwerk verbauen wollen. Leute, die einfach das Auto etwas tiefer oder sportlicher haben möchten, Restkomfort fordern, ein ordentliches Fahrwerk wollen ohne eine Menge Geld auszugeben!
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich nicht für den Inhalt der gelinkten Seiten verantwortlich bin!
Das Copyright dieses Artikels liegt nicht bei mir ich habe aber das OK von dem Verfasser diesen Artikel hier zu veröffentlichen.

Komponenten des Fahrwerks
Serienfedern
Einfache weiche Feder.

Sportfedern
Straffere Federn, meist mit progressiver Kennlinie. Auch gekürzt als Tieferlegungsfeder zu erhalten.

Serienstoßdämpfer
Stoßdämpfer mit weicher Kennlinie. Normale Länge für Serienhöhe, z.B. Bilstein B2 Öl, Bilstein B4 Gas.

Sportstoßdämpfer
Sportstoßdämpfer in der Länge der Serienstoßdämpfer, die mit Serienfedern oder Sportfedern ohne Tieferlegung kombiniert werden können, und eine strammere Kennlinie haben, z.B. Bilstein B6 Sport. Diese haben ein sportlicheres, strammeres Fahrverhalten.

Reboundstoßdämpfer
Sportstoßdämpfer, die in Kennlinie und Fahrverhalten den o.g. Sportstoßdämpfern entsprechen. Aber hier wird ein Rebound verbaut, damit die Kolbenstange nicht mehr ganz ausfahren kann. So wird gewährleistet, dass bei vollkommen entlastetem Stoßdämpfer die gekürzten Sportfedern noch genug Vorspannung haben und nicht aus dem Federteller rutschen / springen können. Beispiel: Bilstein B8 Sprint.

Stabilisatoren
Kurz Stabi genannt, auch als Anti-Roll-Kit bekannt. Diese reduzieren die Seitenneigung (das Rollen) des Fahrzeugs bei Kurvenfahrten und anderen schnellen Richtungswechseln. Allerdings bleibt ein unverminderter Federungskomfort bei beidseitiger Einfederung erhalten. Je dicker der Stabilisator, desto geringer die Seitenneigung (also desto härter die Achse in der Kurve). Der Stabilisator sollte aber nicht zu dick / stark sein, da die Achse dann zum Ausbrechen neigt, weil das kurvenäußere Rad eher an die Grenzen seiner Seitenführungskraft kommt!

Domstreben
Die Domstrebe ist eine Verstrebung zwischen den oberen Aufnahmen der Federbeine an der VA, welche Dom genannt werden. Hier werden die Kräfte des Federbeines eingeleitet, wobei Schwingungen und Stoßbelastungen entstehen. Für normal gefederte und gedämpfte Fahrzeuge hat der Hersteller schon genug Vorsorge betrieben, um die Steifigkeit des Vorbaus zu gewährleisten. Nur bei sehr harten Sportfahrwerken kann eine Domstrebe hier hilfreich sein. An der HA ist eine Domstrebe unnötig, da hier normal kein Federbein vorhanden ist. Die Feder sitzt auf der Achse und leitet die Kräfte und Schwingungen in den Fahrzeugboden.

Die richtige Federn-Dämpfer-Kombination

Tieferlegung bis 20 mm
Bis 20 mm kann man Sportfedern mit den Seriendämpfern verbauen. Empfehlenswert ist aber, auch hier schon einen Sportstoßdämpfer zu nutzen, da die Feder strammer ist und der Stoßdämpfer deswegen auf die Feder angepasst sein sollte.

Tieferlegung von 20 bis 40 mm
Je tiefer man geht, desto strammer wird die Feder. Deswegen sollte auch der Dämpfer darauf angepasst werden. Ein Sportstoßdämpfer ist hier deswegen dringend empfohlen! Ob Rebound sein muss, hängt hauptsächlich von der Feder ab (siehe Rebound). Normal kann man aber bis 40 mm mit normal langen Stoßdämpfern fahren; dies ist sinnvoll, wenn man bereits Sportstoßdämpfer hat und diese noch gut sind.
Ab 20 mm können auch Reboundstoßdämpfer eingebaut werden. Wer also eh neue Stoßdämpfer zu den Tieferlegungsfedern kaufen möchte, kann gleich zu diesen greifen!
Mit Serienstoßdämpfern leidet bei dieser Tieferlegung das Fahrverhalten schon sehr, da der weiche Stoßdämpfer nicht mit der strammen Feder klarkommt!

Tieferlegung von 40 bis 60 mm
Hier ist es normal notwendig, und auf jeden Fall empfehlenswert, Reboundstoßdämpfer zu verbauen. Sportstoßdämpfer sind bei dieser Tieferlegung eh eine Selbstverständlichkeit. Ohne die passenden Stoßdämpfer ist kein gutes Fahrverhalten zu erwarten!

Tieferlegung mehr als 60 mm
Je nach verbauten Federn reichen hier Reboundstoßdämpfer nicht mehr aus! Ist die Feder zu kurz, kann die Kolbenstange u.U. im Dämpfergehäuse aufs Bodenventil durchschlagen. Um dies zu vermeiden, braucht es Stoßdämpfer mit gekürzter Kolbenstange!

Interessante Informationen
Rebound
Ab wann genau braucht man Rebound? Das ist so pauschal nicht zu beantworten.
Es gibt sehr kurze Federn mit dickem Draht und wenigen Windungen, und Federn mit dünnerem Draht und mehr Windungen. Letztere sind unbelastet länger, sitzen deswegen stramm im Federbein. Die Tieferlegung wird erreicht, da sich die Feder beim Belasten zusammendrückt. Bei den erstgenannten ist die Feder unbelastet schon kurz, würde also unbelastet nicht stramm im Federbein sitzen!
Mit den kurzen Federn muss man früher zu Reboundstoßdämpfern greifen (ab ca. 40 mm), mit den anderen geht etwas mehr (bis ca. 60 mm).
Grundsätzlich kann man aber schon ab -20 mm Rebound nehmen, was sinnvoll ist, wenn man eh neue Stoßdämpfer kauft.
Progressive, degressive, lineare Kennlinie
Hier will ich nur auf die Seiten von Bilstein und Sachs verweisen, wo es sehr viel Interessantes zu lesen gibt. :)

Welche Marken soll ich kaufen?
Welche Federn?
Die beiden Topmarken sind Eibach und H&R. Beide haben sehr gute Fahreigenschaften (noch Restkomfort aber doch sportlich) und sind qualitativ sehr hochwertig. Beide Hersteller empfehlen, ihre Federn nur mit qualitativ hochwertigen Sportdämpfern zu kombinieren und nennen auch beide namentlich Bilstein und Sachs, bzw. Sachs Performance.
Natürlich gibt es noch eine Reihe anderer Hersteller, die wahrscheinlich auch keine wesentlich schlechtere Qualität haben, aber andere Charakteristiken.

Welche Stoßdämpfer?
Die beiden Topmarken sind Bilstein und Sachs (siehe auch Sachs Performance). Beide Hersteller empfehlen, ihre Dämpfer nur mit Qualitätsfedern zu kombinieren, und nennen Eibach und H&R in diesem Zusammenhang.
Stabilisatoren bzw. Anti-Roll-Kit
Diese kriegt man von Eibach und H&R

Domstreben
Da ich selber vorne und hinten welche in einem Corsa B hatte in Kombination mit einem Sportfahrwerk und dadurch eine zusätzliche Versteifung der Karosse bekommen habe, ist dieses in Kurvenfahrten deutlich besser geworden. Man konnte Kurven um einige Km/h schneller durchfahren als ohne Streben.

Den vorher nachher Effekt habe ich deutlich gemerkt als ich die Streben wieder ausgebaut hatte. Ich bin eine recht scharfe Kurve mit Streben mit einer Geschwindigkeit von 80 Km/h gefahren und er lag sicher und ohne auszubrechen auf der Straße. Dieselbe Kurve konnte ich ohne Streben nur noch mit 60 Km/h fahren und bei ca. 70 km/h habe da schon gemerkt, das die Reifen gequietscht haben und er kurz vorm ausbrechen war. Ich kann das verbauen von Streben empfehlen, allerdings im normalen Straßenverkehr bei normaler Fahrweise braucht man sie nicht.
Interessant sind sie wenn man Motorsport fährt und für das Auto eine Straßenzulassung hat z.B. bei so genannten Gruppe GTN oder N/DN Fahrzeugen

Wegen des Gewichtes wird normalerweise zu Aluminum-Domstreben gegriffen. Allerdings sind diese auch etwas teurer als Stahl.


Sportfahrwerk: So wird’s optimal!


Allgemein

Es ist nicht nötig ein Auto extrem tiefer zu legen und / oder sehr hart abzustimmen, um ein gutes Fahrverhalten zu erreichen. Im Gegenteil: Ist das Fahrwerk zu hart, verliert das Rad schneller den Bodenkontakt!
Wenn man darauf Rücksicht nimmt, und ein gutes Fahrwerk mit Restkomfort einbaut, erübrigen sich auch Domstreben.

Sehr wichtig scheint mir aber die Überarbeitung bzw. das Ersetzen der serienmäßig bei Opel zu schwachen Domlager / Stützlager und der Querlenkergummis durch verstärkte Teile!
Die Tieferlegung hängt in erster Linie von der Optik ab. Aber man bedenke: Je tiefer, desto härter und unkomfortabler. Mehr als 60 mm macht normal kein Tuner.

Viele fahren Keilform mit VA50/HA30 oder VA60/HA40, weil’s gut aussieht und noch angenehm zu fahren ist. Eigentlich empfehlen die Profi-Tuner, dass man nicht mehr als 10 bis max. 15 mm Differenz (Keilform) in der Tiefe der VA zur HA haben soll, da sonst die Gewichtsverteilung des Autos zu stark beeinflusst wird. Die 20 mm Differenz von o.g. Tieferlegungen lassen wir aber mal noch durchgehen... ;o)
Falls es doch zu Problemen (Auto über- oder untersteuert stark) kommen sollte, kann man mit geänderten (am besten verstellbaren) Stabilisatoren nachjustieren. Auch kann man mit den Stabilisatoren noch mehr Kurvengeschwindigkeit gewinnen ohne den Federungskomfort zu mindern. Ein stärkerer Stabi bringt geringere Rollneigung bei gleich bleibender Federn-Dämpfer-Kombination; Schlaglöcher werden also unverändert gut weggesteckt.

Meine persönliche Meinung/Erfahrung
Wenn man sich im Internet, beim Rennsport und bei den Tunern umsieht, merkt man, dass diese keine Billigfahrwerke nehmen die man auch bei Ebay bekommt, sondern es werden Gute aber auch teure verwendet, wie z.B. KW, Bilstein, Koni, H&R, Sachs und meist auch in Verbindung mit Eibach oder H&R Federn.

Eine Tieferlegung im normalen Straßenverkehr über 60mm ist meiner Meinung nach nicht zu empfehlen, da man nur Probleme bekommt und auch das Material sehr beansprucht wird. Ich hatte selber ein sehr hartes und Tiefes FK Fahrwerk verbaut was lt. Herstellerangaben 75/55mm tief war, allerdings nach 6 Monaten hatte es sich auf 98,5/75mm lt. Tüv-Prüfer gesetzt und bei einer Fahrt auf der Autobahnauffahrt hatte mir dieses Fahrwerk die ATW am Getriebe abgerissen, da der Schwerpunkt sich so gravierend verlagert hatte, das die Serien ATW´s diese Belastung nicht mehr hielt. Das Auto war im normalen Straßenverkehr kaum noch fahrbar, allerdings für Autoslalom war es schon recht gut geeignet.
Ergo lieber 60/40 oder 50/30 und ein abgestimmtes Fahrwerk mit gutem Fahrverhalten, als ein Fahrwerk was so tief ist, das es sich kaum bis überhaupt nicht mehr fahren lässt.

Dazu sollte man auf jeden Fall die Gummis der Querlenker und die Stützlager verstärken! Mit verstärkten Stabis kann man noch mehr Sportlichkeit erreichen, wenn man noch schneller um die Ecken will. Dies ist auf jeden Fall sinnvoller als härtere Federn zu verbauen. Zwingend nötig sind verstärkte Stabis aber nicht mit einem Sportfahrwerk.
Mehr Verwindungssteifigkeit erreicht man auch mit dem Versteifungskreuz vom Cabrio (so genannte X-Brace) unterm Fahrzeugboden. Ob es sich aber stark bemerkbar macht, sei dahingestellt

Quellen und Links
Sachs (Sportstoßdämpfer: Sachs Performance)
Bilstein (Bilstein hat auch eine schöne FAQ, wo viele Begriffe erklärt werden)
H&R
Eibach
KFZ-Tech
Tuning ist nicht gleich Tuning das Zusammenspiel muss stimmen nur dann hat es Sinn.

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