Oft gibts ja hier im Forum Themen die vom Motorruckeln handeln zu lesen.
Aktuell betrifft es mich und ich möchte mal ein wenig die Fehlersuche speziell am 1.6 16V (X16XE) beschreiben, um vielleicht dem ein oder anderen zu helfen.
Achtung: ich habe einen ähnlichen Thread im Corsa C Bereich:
motor-und-abgasanlage-corsa-c--f49/cors ... 52225.html
eingestellt. Auch dort geht es um ruckeln, die Ursache ist aber eine ganz andere!

Symptome:
Motor nimmt aus niedriger Drehzahl (unter 2000 u/min) bei unterer bis mittlerer Gaspedalstellung unter Last (Beschleunigen, besonders bergauf) im warmen Zustand teilweise nur mit starken Aussetzern das Gas an. Bei durchgetretenem Gaspedal treten keine Probleme auf, genauso wenig über 2000 u/min.
Manchmal sprotzelt der Motor auch nur ganz kurz von unten raus: er ruckelt nicht, macht aber in sehr schneller Abfolge "komische, tackernde" Geräusche.
Was kann denn nun alles Ruckeln verursachen?
Gemischsprobleme: Magerlauf, Fettlauf.
Hier ruckelt es aber eher "weich", das Auto bockt nicht wirklich, erscheint aber irgendwie träge und unwillig, "sprotzelt" gerne mal beim Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen.
- Lambdasonde
- LMM (bei Motoren X10XE und X12XE)
- Motortemperaturfühler
- Ansauglufttemperaturfühler (die sind sehr robust und gehen eher selten kaputt - bei Fahrzeugen mit LMM im LMM integriert!)
- Saugrohrdruckfühler (bei Fahrzeugen ohne LMM. Sind auch robust, eher seltener defekt).
Auf meinen Motor bezogen habe ich ja dieses "sprotzeln".
Lambdasonde habe ich ausgeschlossen. Einmal aus meiner Erfahrung und Art des Ruckelns heraus, andererseits habe ich die einfach mal abgesteckt und keine Veränderung bemerkt.
Achtung: das kann auch ein Trugschluss sein. Wer wissen möchte warum, liest einfach mal in meinem Corsa C Thread.

Motortemperaturfühler: am ehesten fürs Sprotzeln verantwortlich. Meist zu fettes Gemisch. Allerdings habe ich keinen erhöhten Spritverbrauch. Testweise habe ich ohne Veränderung den Stecker abgezogen. Mittels OBD konnte ich perfekte Werte erkennen.
Saugrohrdruck- und Ansaugluftemperatursensor könnte man auch noch abziehen und schauen ob sich etwas am Laufverhalten verbessert. Da ich mir die Werte schon mittels OBD angesehen hatte, habe ich hier keine Stecker abgezogen.
Weiter geht es mit dem beliebten Thema "AGR":
Ehrlich gesagt sprach das Ruckeln bei meinem Wagen genau für dieses Teil. Ich weiß das, weil das AGR schonmal blockiert war und die Symptome diesselben waren. BIS auf das Sprotzeln!
Das AGR bleibt entweder offen hängen: das merkt man dann aber:
1.) durch fehlenden Leerlauf: Der Motor schüttelt und rüttelt, will eigentlich lieber ausgehen
2.) brennt dann auch die MKL
oder reagiert zu träge. Da ruckelts dann aber nur kurz und nicht mehrfach hintereinander. MKL kommt nicht.
Wie kann man nun schauen, ob das AGR das Problem ist? Ohne OBD Tester den Motor starten und schauen, ob der Leerlauf okay ist. Wenn ja mal den Stecker vom AGR abziehen. Es kann davon ausgegangen werden, dass das AGR zu ist und bleibt.
In meinem Fall habe ich den geschlossenen Zustand noch mittels OBD überprüft.
Ich hatte trotzdem weiterhin die oben beschriebenen Symptome.
Was bleibt denn noch?
Drosselklappenpoti: übermittelt dem Motorsteuergerät die aktuelle Gaspedalstellung. Defekte treten hier an den Kontaktschleifern auf, am häufigsten in den meistbenutzten Gaspedalpositionen (Verschleiss). Da "springen" dann die Werte unkontrolliert herum.
Ohne OBD kann man das mittels einem Messgerät (Widerstandsmessung) überprüfen: der Wert muss sich gleichmässig verändern.
Speziell noch zu den X10/12XE Motoren: interessanterweise neigen die bei verdreckter Drosselklappe sehr gerne zum Ruckeln. Vermutlich bleibt die DK immer einen Spalt geöffnet und schließt nicht sauber, der Motor zieht Falschluft. Oft hilft hier sauber machen ab!
Falschluft: erzeugt ebenfalls Probleme. Oft ist der Leerlauf erhöht, oder der Motor tourt aus höheren Drehzahlen nur langsam ab. Hier müsste man optisch das Ansaugsystem überprüfen (Schläuche), oder/ und auch mal mit Lecksuchspray einjitschen. Ist ein brennbarer Bremsenreiniger am Start gehts auch damit. Der den ich habe will irgendwie mehr schlecht als recht fackeln, sodas das bei mir ausfällt.
Weiter gehts dann Richtung Zündanlage:
Zündaussetzer sind hart und heftig und können auch Motorsprotzeln verursachen.
Meist treten die Probleme bei niedrigen Drehzahlen und hoher Last auf (Motoren mit DIS - digitalem Zündsystem) oder/ und bei hohen Drehzahlen und hoher Last ("analoge" Zündspule, Verteiler...).
Der X16XE verfügt über ein DIS.
Probleme an der Zündanlage: Verteiler, DIS, Zündkerzen, Kabel
Kabel, Verteiler: reissen gerne, Wagen läuft dann meist bei feuchtem Wetter eher Bescheiden.
In den Verteilern eventuell verbrannte Kontakte.
Kerzen: Keramikkörper reißen, dann fliegen die Funken ausserhalb des Brennraums. Natürlich können Zündkerzen auch an den Elektroden beschädigt sein.
In meinem Fall sind die Kerzen keine 5000km alt - von daher habe ich das erst einmal ausgeschlossen.
Da ich auch keine Veränderungen im Laufverhalten zwischen trockenem und feuchtem Wetter, nur eben warm/ kalt, bemerkt habe, fielen auch die Kabel für mich raus.
Bei den Motoren X10/12XE spielen die übrigens generell keine Rolle: da gibts keine Kabel: die Zündspulen sitzen in einer Zündleiste direkt in den Kerzen. Das System ist sehr unempfindlich und geht kaum kaputt.
Lösung:
In meinem Fall hat dann ein neues DIS- Modul den Fehler komplett beseitigt. Augenscheinlich war das auch vorher schon nicht mehr ganz frisch: seit der Reparatur nimmt der Motor das Gas viel sauberer und auch schneller an.
So ein Modul kostet von Metzger ca. 75€. Von Bosch ca. 120€. Billigdinger bekommt man ab 30€ - da würde ich aber von abraten.
Selbst bei dem 75€ Teil habe ich etwas schlechtes Gewissen. Metzger kauft Ware nur zu, aber ich vertraue denen jetzt einmal und teste die Langzeithaltbarkeit.
Edit:
Ich möchte aktuell etwas Ergänzen!
Nach meiner Motorinstandsetzung im August diesen Jahres ruckelte der Corsa bei Konstanfahrt und sehr geringer Last (Gaspedal gerade eben berührt > also meist im 5. Gang, während ich mit Tacho 60km/h durch eine Ortschaft rolle):
> Beim Aufsetzen des Zylinderkopfes hatte ich den Kopf der Lambdasonde beschädigt (Keramikkörper), wodurch hier wohl ein Messproblem entstanden ist.
--- Nach dem Tausch der Sonde war das Ruckeln quasi weg, auch ist die Gasannahme nun super. ---
> Da das Ruckeln trotzdem nicht verschwunden ist, habe ich weiter überlegt und mir nochmal die Messwerte aller Sensoren im Motor angeschaut. Ich konnte keine Auffälligkeit entdecken.
> Ich weiß nicht mehr, wie ich auf die Idee gekommen bin, mal die Zündkabel durchzumessen: zumindest brachte das endlich die Lösung.
--- Kabelbruch zu Zylinder 4! - Da war kein Durchgang mehr messbar. ---
Einschub:
Die Kabel von Zylinder 1 bis 3 lagen alle bei um 7kOhm!
Der neue Kabelsatz liegt bei um 8 bis 16kOhm - unterschiedliche Werte sind nicht schlimm. Wichtig ist nur, das die in der Toleranz liegen: NKG gibt 6 bis 22 kOhm an.
Einschub Ende
Ich hatte also eine Funkenstrecke im Kabel, was man sogar hören konnte. Das "Pitschen" ist mir, nachdem ich mich mal auf die Zündkabel eingeschossen hatte, vor der Messung schon aufgefallen.
Fazit: Ruckeln weg, Leerlauf noch ruhiger.
Übrigens erklärt der Kabelbruch auch, wieso das Ruckeln mal mehr, mal weniger ausgeprägt vorhanden war. Meist besser, nachdem ich am Motor gearbeitet hatte. Arbeiten bei denen ich die Zündkabel bewegen musste: vermutlich lagen die dann kurzzeitig in einer Position, die den Funken leuchter springen ließ.
Da ein Funke auch noch zur Zündkerze gelangte, gab es keine harten Verbrennungsaussetzer. Das Ruckeln dürfte durch die abgeschwächte Funkenbildung an der Zündkerze entstanden sein.