Das Leben 2010
Das Leben 2010
Es ist Mittwoch, der 25. Juni 2010, 5 Uhr morgens.
Der Radiowecker reißt Günther S. (46) aus dem
Schlaf. Der Oldie-Sender spielt Modern Talking.
Herr S. quält sich aus dem Bett. Gestern ist es
etwas später geworden.
Bei der Arbeit. Dienst am Pfingstsonntag - mal
wieder. Früher konnte er danach wenigstens
ausschlafen. "Ja ja, der Pfingstmontag", murmelt
Herr S.,"ist das wirklich schon sieben Jahre her?"
Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur
nicht in seinem Haus. Als 2005 die Eigenheimzulage
plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie eben
Abstriche machen. Und inzwischen hat sich Familie S.
an die frei liegenden Leitungen, den Betonfußboden
gewöhnt. Gut, denkt Herr S., dass damals die Garage
noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft.
Zu teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt.
Und mit Bus und Bahn dauert es in die City ja auch nur
zwei Stunden. Und was man dabei für nette Leute trifft.
Zum Beispiel die Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt. Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber was will man machen? 3000 Euro für zwei Kronen sind viel Geld. Und schon die Brille musste er selbst bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro gespart. Weil er nicht gleich zum Augen-, sondern erst zum Hausarzt gegangen ist. Wegen der Überweisung. Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger geben zu Hause", stöhnt Herr S. vor sich hin. Traurig erinnert er sich an letzte Weihnachten. Als es nichts gab. 2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das Weihnachtsgeld gestrichen. Im öffentlichen Dienst ist das ja schon länger her. "Und bis wann gab's eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt nicht drauf. Damals hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um das Urlaubsgeld auszugeben. Heute sinds ja gerade mal 19 Tage im Jahr. Pfingstmontag? 1. Mai? Geschichte. Das stand nicht auf der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man soll nicht meckern. Die da oben, weiß Herr S., müssen noch viel mehr ackern. Darum kann Günther S. mit der 45-Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert wurde, mag man es sich mit den Bossen nicht mehr verscherzen. Wer will sich schon einreihen in das Heer von sechs Millionen Arbeitslosen? Aber den Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst er schon. Was soll's, in 23 Jahren hat Herr S. es hinter sich. So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das mit den Nullrunden so weitergeht. Doch wer
weiß: Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger qualmt, seit die Schachtel neun Euro kostet. Aber heute, auf den letzten Metern zum Büro, steckt Günther S. sich trotzdem eine an. »Mit der 45-Stunden-Woche kann man leben....man hat ja auch keine Wahl ...«
Der Radiowecker reißt Günther S. (46) aus dem
Schlaf. Der Oldie-Sender spielt Modern Talking.
Herr S. quält sich aus dem Bett. Gestern ist es
etwas später geworden.
Bei der Arbeit. Dienst am Pfingstsonntag - mal
wieder. Früher konnte er danach wenigstens
ausschlafen. "Ja ja, der Pfingstmontag", murmelt
Herr S.,"ist das wirklich schon sieben Jahre her?"
Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur
nicht in seinem Haus. Als 2005 die Eigenheimzulage
plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie eben
Abstriche machen. Und inzwischen hat sich Familie S.
an die frei liegenden Leitungen, den Betonfußboden
gewöhnt. Gut, denkt Herr S., dass damals die Garage
noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft.
Zu teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt.
Und mit Bus und Bahn dauert es in die City ja auch nur
zwei Stunden. Und was man dabei für nette Leute trifft.
Zum Beispiel die Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt. Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber was will man machen? 3000 Euro für zwei Kronen sind viel Geld. Und schon die Brille musste er selbst bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro gespart. Weil er nicht gleich zum Augen-, sondern erst zum Hausarzt gegangen ist. Wegen der Überweisung. Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger geben zu Hause", stöhnt Herr S. vor sich hin. Traurig erinnert er sich an letzte Weihnachten. Als es nichts gab. 2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das Weihnachtsgeld gestrichen. Im öffentlichen Dienst ist das ja schon länger her. "Und bis wann gab's eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt nicht drauf. Damals hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um das Urlaubsgeld auszugeben. Heute sinds ja gerade mal 19 Tage im Jahr. Pfingstmontag? 1. Mai? Geschichte. Das stand nicht auf der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man soll nicht meckern. Die da oben, weiß Herr S., müssen noch viel mehr ackern. Darum kann Günther S. mit der 45-Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert wurde, mag man es sich mit den Bossen nicht mehr verscherzen. Wer will sich schon einreihen in das Heer von sechs Millionen Arbeitslosen? Aber den Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst er schon. Was soll's, in 23 Jahren hat Herr S. es hinter sich. So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das mit den Nullrunden so weitergeht. Doch wer
weiß: Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger qualmt, seit die Schachtel neun Euro kostet. Aber heute, auf den letzten Metern zum Büro, steckt Günther S. sich trotzdem eine an. »Mit der 45-Stunden-Woche kann man leben....man hat ja auch keine Wahl ...«
- Blue_Angel
- Fähiger Schrauber
- Beiträge: 746
- Registriert: 15.01.2003, 11:55
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- flYbY
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Tatsächlich? Die standen vor deiner Haustür? Und, hast du den reingelassen?
Also ich zahle ja mittlerweile auch GEZ... 16 Euros für 95% Blödsinn auf den Öffentlichen. Irgendwie ist das ne gewaltige Abzocke. Ist ja fast so teuer wie Kabelanschluss...
Desletzt hab ich (als bei mir der GEZ Stress losging) mal bei der GEZ nachgefragt, wie sie eigentlich an meine stuttgarter Adresse gekommen sind (dafür muss man nämlich schon ganz schön ausgebufft sein...). Antwort: "Ja... öhm... *denk-nach* - wir haben "Adresszulieferer"." - Alles klar, soviel zum Thema Datenschutz
Danke Deutsche Telekom, danke Deutsche Post!
Also ich zahle ja mittlerweile auch GEZ... 16 Euros für 95% Blödsinn auf den Öffentlichen. Irgendwie ist das ne gewaltige Abzocke. Ist ja fast so teuer wie Kabelanschluss...
Desletzt hab ich (als bei mir der GEZ Stress losging) mal bei der GEZ nachgefragt, wie sie eigentlich an meine stuttgarter Adresse gekommen sind (dafür muss man nämlich schon ganz schön ausgebufft sein...). Antwort: "Ja... öhm... *denk-nach* - wir haben "Adresszulieferer"." - Alles klar, soviel zum Thema Datenschutz

"Dort sitzt das Ungeheuer." - "Wo? Hinter dem Karnickel?" - "Es ist das Karnickel!"