Theoriestunde 
...einmal mehr!
Heute widmen wir uns wieder dem Fahrwerk welches noch einen Punkt beinhaltet welcher auch Verbesserungsfähig ist.
Um es aber genau zu wissen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht den Corsa best möglich zu vermessen
um korrekte Berechnungen zu erhalten welche auch realitätsnah sind.
Den Drucker einschalten, einige Bilder ausdrucken, Kugelschreiber schnappen und los gings...
Alle benötigten Masse eingezeichnet und gemessen
und den Computer mit den Resultaten gefüttert.
Denn ein Teil des Fahrwerkes ist noch nicht an der optimalsten Position im Fahrwerk: Das Achsschenkeltraggelenk
Dieses kann rein theoretisch nicht nur nach vorne und nach hinten versetzt um werden um den Nachlauf zu korrigieren sondern auch
in der Vertikalen um einige Eigenschaften einer originalen Achsgeometrie wiederherzustellen welche durch das Tieferlegen verloren gingen.
Frontansicht der Corsa-Aufhängung: links Original Traggelenkposition / rechts Traggelenkposition 60mm tiefer
Wie es den meisten sicherlich bekannt ist tendieren die Querlenker nach oben zu zeigen bei starker Tieferlegung des Gefährts, was
an sich für den normalen Strassenverkehr keine negative Auswirkungen hat. Warum also das Traggelenk nach unten versetzen?
Bei einer originalen Aufhängung zeigen die Querlenker nach unten um beim einfedern eine Tendenz zum Negativsturz zu gewinnen
und gleichzeitig die Spurweite zu vergrössern, was an sich zwei Eigenschaften sind welche sich positiv auf das Fahrverhalten auswirken.
Nun legen wir das Fahzeug tiefer und minimieren bzw. kehren diese Eigenschften in Ihrer Wirkungsweise sogar um
Der zusätzliche Negativsturz während des Einfederns wird gemindert und kann durch "tieferlegen" des Traggelenkes wieder auf
die Originalwerte gebracht werden. Der Zuwachs von Sturz ist, wie die untere Grafik zeigt, zwar in einem Bereich von ca. 0°15",
was natürlich nicht nach viel klingt aber ein wenig helfen kann
Ausfederweg 60mm (gemessen) / Einfederweg 20mm (theoretisch)
Spannender hier ist sicherlich die Veränderung der Spurweite (Grafik unten) während des Einfederns
Durch das tieferlegen des Fahrzeugs wird der gewinn von Spurweite in Verlust des gleichen umgewandelt!
Ausfederweg 60mm (gemessen) / Einfederweg 20mm (theoretisch)
Dies bedeutet also bei Kurvenfahrt in der Praxis: Das Kurveninnere Rad welches ausfedert gewinnt an Spurweite
während das Kurvenäussere einfedert und an Spur verliert -> Die gesamte Vorderachse verschiebt sich demzufolge
nach innen... dort wo das Fahrzeuggewicht zu diesem Zeitpunkt sicherlich
nicht ist
Das Achsschenkeltraggelenk nun nach unten zu setzen ist aber nur ratsam wenn zusätzlich auch die Spurstangenköpfe
nach unten versetzt werden da es sonst, wie es bei mir momentan der Fall ist, sehr starke Auswirkungen auf den Lenkwinkel
des Inneren Rades hat.
Momentane Achsgeometrie bei Kurvenfahrt (Kurveninneres Rad sehr stark nach aussen gestellt)
Mit tiefern Traggelenken ist auch die gesamte Lenkgeometrie wieder so wie sie sein sollte
Nun konnte ich es natürlich nicht lassen dies Probeweise in Realität zu testen und habe mir dazu provisorisch
ein 60mm Distanzstück zusammengeschweisst.
Der Querlenker zeigt auch wieder schön nach unten
3-4mm liegen zwischen Traggelenk und Felge... kleiner als 15 Zoll ist so nicht mehr möglich!
Um das Einfederverhalten zu simulieren habe ich gleich die Feder entfernt damit keine gegenkfraft vorhanden ist
Sturz bei voll ausgefederter Achse...
...und voll eingefedert
Wenn man nun sich auf die Suche macht durch das WWW und sich die Aufhängungen der DTM/BTCC in den
frühen 90ern anschaut wird man schnell merken dass die Traggelenke bei diesen Fahrzeugen auch nach unten
versetzt wurden... so falsch kann meine Theorie also nicht sein
Schönes Wochenende
