Nordkap
letztes Jahr (2017) hat Sturmtief "Gudrun" einige Straßen im Norden für bis zwei Tage unpassierbar gemacht. Damit man auf mögliche Straßensperrungen vorbereitet ist, gibt es vom staatlichen Straßenamt Norwegens eine super Internetseite:
www.vegvesen.no
Dort kann man ganz detailliert und in Echtzeit sehen, was auf den Straßen los ist. So ist die Straße von Honningsvåg bis zum Nordkap öfter mal wegen sehr starker Winde gesperrt. Im Winter ist 13km vor dem Nordkap Schluss. Dort gibt es einen Schlagbaum und ab dort ist nach vorangekündigten Zeiten Kolonnenverkehr. D.h., alle Fahrzeuge fahren direkt hinter einem Schneepflug her.
Ich hatte mich für die erste Kolonne am Tag um 11 Uhr entschieden. Die Straße dahin war nicht gesperrt, ich kam 3min vorher an, alles perfekt. Mit mir standen lediglich ein MB Sprinter MiniBus aus Finland mit einer italienischen Reisegruppe (alle im gleichen blauen SchlumpfSchneeanzug vom Reiseveranstalter gekleidet) sowie ein Auto aus Dänemark. Als ich ankam, kam der hünenhafte finnische Reiseleiter gleich auf mich zu: "Mit DEM Auto bist du aus DE bis hier her gefahren? Fantastisch! Das perfekte Auto für hier. Ich wohne in Lappland und habe das gleiche. Und es macht nie Probleme!"
Da freut man sich doch als corsaforum-Mitglied, oder? :D
Wir haben uns nett unterhalten, die italienische Reisgruppe immer drum herum. Als die gesehen haben, wo ich her komme und auch noch mein spezielles Emblem vorn am Grill entdeckt hatten, musste ich kurz für Fotos posieren
Dann kam auch schon der Schneepflug und ab gings. DER hatte ein Tempo drauf, mannoman... War ein großer MercedesTruck mit Pflug vorn dran. Aber nun habe ich gesehen, dass diese Kolonnenfahrt wirklich notwendig war. Der Wind war so heftig, dass er die Straße beim zusehen zuwehte. Der Truck stiebte so schnell durch die Schneewehen, dass man den Truck selbst oft gar nicht mehr sah. Hätte ich nicht gedacht. Aber war ein cooles Erlebnis.
Die Italiener hatten eine Führung, die Dänen verschwanden im Café. Also hatte ich die ganze NordkapPlattform für mich allein. Dafür, dass das sonst touristisch überlaufen ist, war das dann doch ein besonderes Erlebnis. Ich stand da fast eine Stunde an der Landspitze. Kalt war es nicht, so ca. -13°C, aber der sehr starke, feuchte Wind im Gesicht biss kräftig.
Ein bisschen wehmütig habe ich zur westlich gelegenen Landzunge geschaut, denn an deren Ende ist der eigentlich nördlichste Punkt Europas. Im Sommer kann man dort hin wandern, man benötigt einige Stunden. Im Winter ist es zu recht untersagt, denn das ist lebensgefährlich. Schade, aber vielleicht fahre ich wenn ich Rentner bin noch mal im Sommer hier her. Dann eben bei Licht, damit ich endlich auch mal sehe, wo ich jetzt wochenlang bei Nacht unterwegs war ;) Und dann auch mit Wanderung.
Kurz nach 12 Uhr erreichte die zweite Kolonne das Kap. Bahhhh, was hatte ich für einen Fluchtimpuls! 9(!) Reisebusse, die die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe ans Kap karren, und ca. 10 Autos waren da plötzlich. Wie ein knallbunter Ameisenhaufen ergossen sich gleichzeitig mehrere hundert Menschen auf die Plattform und machten aus dem bedrohlich weiß-grauen Ort ein nerviges Wimmelbild. Café, WC, Souveniershop - alles war schlagartig voll. Mittendrin traf ich zwei junge Polen, die ebenso verwundert schauten. DIE haben echtes Abenteuer. Die sind in 9 Tagen von Krakau bis ans Nordkap getrampt! Nicht schlecht! Und hatten die letzte Nacht am Kap draußen hinter irgend einem Verschlag im Schlafsack übernachtet. Harte Nummer!
Als ich vorher auf dem Parkplatz ankam, positionierte ich den Corsa für ein passendes Foto. Ich war noch nicht ausgestiegen, da zog sich drin ein Mann die Jacke an, kam eilig heraus gelaufen und sagte: "Hier dürfen Sie aber nicht parken!" Der war aus Deutschland, sprach mit mir auf Deutsch und arbeitete da scheinbar. Echt jetzt?! Da fährt man ans Ende Europas und als erstes kommt ein Deutscher und begrüßt einen mit einem Parkverbot????
Bevor ich dann wieder vom Kap weg fuhr, war ich nicht mehr das einzige deutsche Auto. Drei frisch geputzte mittelgroße DieselSkandal-Wagen aus Wolfsburg standen da. Sah aus, wie eine dieser PromoTouren.
Und, ein MB Atego bimobil ExpeditionsTruck mit MKK Kennzeichen. Den hatte ich in der vergangenen Nacht schon an der Straße auf einem Parkplatz übernachten sehen. Bei sowas habe ich immer mein breitestes Grinsen drauf. Solche fetten Kisten treffe ich in der Welt meistens mit deutschen Besitzern. Die Dinger sind sicher super geeignet, wenn man mal ein paar Wochen autark durch den Regenwald cruised, oder ein paar Wochen IN der Wüste bleiben möchte. Aber hier? Genau dieses Modell geht in der BasisVersion bei 225.000 € los. Bisher bin ich mit meinem 500 € Auto auch überall hin gekommen, siehe meine WüstenTouren... Mal ganz abgesehen vom Unterhalt oder den Treibstoffkosten
Naja, jeder darf und soll natürlich nach seinen Wünschen und Bedürfnissen reisen... :D
Ich war übrigens am Nordkap genau an dem Tag, an dem das erste Mal nach der Polarnacht (seit Ende November) die Sonne über den Horizont kam. Theoretisch zumindest, denn es war bewölkt.